Jugendstil in München

Im Herbst/Winter richtet die Münchener Hypo-Kunsthalle eine Ausstellung zum Münchener Jugendstil aus. Ich mag dieses Museum. Es ist publikumszugewandt, offen und zeigt auch mal weniger Geläufiges, das trotzdem auf Interesse stößt. Und ich mag den Münchener Jugendstil, der mit dem „Peitschenhieb“ von Hermann Obrist eine Ikone dieser Stilrichtung aufzuweisen hat. Die Ausstellung wird unter Garantie wieder auf großes Publikumsinteresse stoßen, was im Falle der Hypo-Kunsthalle heißt, dass mehrere Hunderttausend Besucher sicherlich kommen werden. Das könnte auch mit der Tatsache zu tun haben, dass in München schon lange keine Ausstellung zum hiesigen Jugendstil mehr geboten wurde.

Ich selber bin eingeladen worden, zu dem Thema einen kleinen Beitrag über die Lebensreform beizusteuern. Die Lebensreform liefert gleichsam den kulturgeschichtlichen Hintergrund für den Jugendstil. Sie setzt sich mit den negativen Auswirkungen der in Deutschland besonders rabiaten Industrialisierung auseinander und versucht, die durch sie eingetretene Entfremdung und Denaturierung durch naturnahe Aktivitäten und Haltungen zu kompensieren. Naturheilkunde gehört dazu, Vegetarismus, die Wanderbewegung, Nacktkultur, Flucht aus den Städten, Körperkultur, ökologischer Landbau, Reformhausbewegung, auch Tierschutz. Die Themen zeigen die Aktualität der Bewegung an, ist doch der Ausgangspunkt heute ein durchaus vergleichbarer, da auch wir geradezu verzweifelt versuchen, eine in ihren negativen Auswirkungen immer mehr hervortretende Industrialisierung in die Schranken zu weisen. Auf jeden Fall bin ich sehr gespannt auf die Ausstellung und freue mich, vor allem auch die umfangreichen Besitztümer des Münchener Stadtmuseums dort zu sehen, die ansonsten im dortigen Depot schlummern.

Hubertus Kohle

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